Weihnachten: Fest der Sehnsucht
Zugleich gibt es auch eine Sehnsucht nach kindlicher, unbeschwerter Freude, nach einem „Weihnachten, wie es früher war“: ohne Stress, dafür voller Vorfreude und Magie. Doch Vorfreude kann nur entstehen, wenn ich etwas ersehne, auf das ich warten muss. Warten bedeutet auch Verzicht. Zwei Worte bzw. Tätigkeiten, die in unseren Tagen kaum mehr nötig sind und daher fast antiquiert anmuten.
Spätesten ab Mitte September ist Lebkuchen in den Geschäften erhältlich, Onlineshopping vom Smartphone aus garantiert schnellste Wunscherfüllung, und sollte jemand nicht sofort auf Messages, Posts etc. reagieren, gibt es Irritationen.
Advent war früher eher eine meditative, dunkle und stille Zeit. Heute hingegen ist der Dezember der hektischste Monat des Jahres. Innezuhalten und kürzer zu treten, entspräche auch unserer inneren Uhr. Körper und Seele könnten ein bisschen „Winterruhe“ gut gebrauchen.
Die stärkende Kraft von Ritualen
Rituale sind ein wunderbares Mittel, um die Weihnachtszeit achtsamer und stimmiger zu erleben. Sie spielen eine entscheidende Rolle für unser emotionales Wohlbefinden. Ein wesentlicher Aspekt von Ritualen ist ihre Vorhersehbarkeit und Struktur, die uns ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit vermitteln.
Rituale erleichtern es, eigene Gefühle wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen. Sie können somit als wichtiger Bestandteil von Selbstfürsorge bzw. Selbstmitgefühl gesehen werden. Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, sich mit der eigenen Berührbarkeit, den eigenen Sehnsüchten auseinanderzusetzen und mit Hilfe von Ritualen fürsorglich mit sich selbst umzugehen.
Hilfreich kann sein, aufmerksam wahrzunehmen, wie die eigene Befindlichkeit ist: Wie fühle ich mich heute? Was freut mich? Was macht mich stolz? Was ist mir gut gelungen? Was ängstigt mich? Was macht mich traurig? Alle Gefühle haben ihre Berechtigung und dürfen einfach sein. Wichtig ist, es gut hinzuhören, und alle Ideen und Gefühle, die auftauchen, zuzulassen. Selbstfürsorge heißt auch, sich und seine Gefühle wichtig zu nehmen. Unangenehme Gefühle wie Schmerz, Trauer und Wut machen keine Weihnachtspause und gehören zum menschlichen Sein dazu.
Der zweite Schritt ist, Nachsicht mit sich selbst, aber auch mit den Mitmenschen zu
haben: Wir sind nicht perfekt. Wir können und müssen es nicht sein. Sich dies bewusst zu machen, öffnet Raum für Verzeihen, Grenzziehung und Neuanfänge.
Der dritte Schritt könnte sein, sich mit Frustrationen und Situationen, für die es gerade keine Lösung gibt, zu arrangieren. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß, es kann auch mal „mittelgrau“ oder „grauweiß“ sein.
Telefon- und Onlineberatung in der Weihnachtszeit
Angst, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit – diese Gefühle sind nicht angenehm, schon gar nicht zu Weihnachten. Da tut ein Gespräch mit professionell geschulten Berater:innen wohl. Bei der TelefonSeelsorge finden alle ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Der amtliche, psychosoziale Notruf ist auch am Heiligen Abend und an den Feiertagen rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar.
Wer lieber schreibt, kann sich täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr an die ebenfalls kostenlose Onlineberatung wenden: https://onlineberatung-telefonseelsorge.at oder eine Nachricht per Messengerdienst senden: 0660 / 142 0 142
