Verlust | Trauer | Abschied
Auch die ersten Lebensjahre beinhalten erste Verlusterlebnisse: das Abstillen (falls gestillt wird), das Abnehmen der anfangs intensiven körperlichen Nähe zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen. Lieblingsstofftiere gehen verloren, Schnuller müssen abgewöhnt werden.
Später der Eintritt in eine Kinderbetreuungseinrichtung mit täglichem Abschiedsritual in der Früh, der Verlust der Milchzähne.
Später gehen Freundschaften verloren, man trennt sich von der ersten großen Liebe, muss einen Ort verlassen, ein Haustier verabschieden. Erfahrungen mit der Endlichkeit werden gemacht, weil geliebte Menschen versterben.
Man könnte also meinen, dass Verluste zum Alltag gehören und dass Abschiednehmen bereits ab der Kindheit trainiert wird. Aber man gewöhnt sich nicht an das Gefühl der Traurigkeit. Im Gegenteil, oftmals entwickelt sich durch das mehrmalige, unverarbeitete Erleben von Abschieden eine regelrechte Verlustangst, die in Panikattacken und Angststörungen münden kann. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, den Trauerprozess mit all seinen Facetten zuzulassen.
Der Trauerprozess gestaltet sich bei jeder Verlusterfahrung anders und wird auch von jeder/m Einzelnen anders erlebt. Dennoch kann in Untersuchungen ein ähnlicher Verlauf der unterschiedlichen Verlustbewältigungsprozesse festgestellt werden. Elisabeth Kübler-Ross, eine schweizerisch-amerikanische Psychiaterin und Sterbeforscherin hat sieben Phasen entwickelt, die während einer Trauerphase durchlaufen werden:
- Schock und Verleugnung
- Schmerz und Schuldgefühle
- Wut und Feilschen
- Depression
- Reflexion
- Aufwärtsbewegung
- Akzeptanz
Die Schweizer Psychologin und Psychoanalytikerin Verena Kast spricht hingegen von vier Phasen der Trauer:
- Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens
- Phase der aufbrechenden Emotionen
- Phase des Suchens und des Sich-Trennens: Auseinandersetzung mit Orten, Erlebnissen, Erinnerungen an den verstorbenen Menschen, das Abschiednehmen beginnt
- Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs: Der/die Trauernde entwickelt erste neue Ziele, der/die Verstorbene bleibt trotzdem ein wichtiger Teil seines/ihres Lebens
Die Trauerphasen verlaufen nie genau nach diesem Schema und sind neben der Persönlichkeit des/der Trauernden auch von seiner/ihrer Beziehung zu dem/der Verstorbenen und den Todesumständen abhängig.
Wichtig ist, dass alle Phasen ihre Berechtigung haben und Zeit brauchen.
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