
Selbstfürsorge
Die Arten und Wege der Selbstfürsorge sind individuell, denn nicht jede/r schöpft aus denselben Aktivitäten gleich viel Kraft. Was für den/die eine/n entspannend und regenerierend ist, kann für den/die andere/n energieraubend sein.
Gerade in unserer heutigen Leistungsgesellschaft ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen und dem alltäglichen Druck sowie der Hektik zu entfliehen. Damit ist nicht gemeint, eine halbe Stunde am Handy zu verbringen oder einen teuren Wellnessurlaub zu buchen. Selbstfürsorge kann auch bedeuten, sich während der Arbeit eine fünfminütige Kaffeepause zu gönnen, wenn man merkt, dass es gerade einfach nicht mehr geht. Oder es sich selbst zu erlauben, unwillkommene/unliebsame Gefühle zu zulassen, anstatt sie zu unterdrücken.
Auch das Absagen einer Verabredung, für die einem schlicht die Energie fehlt, kann ein Akt der Selbstfürsorge sein. Es sind oft die kleinen Entscheidungen, die bereits einen großen Unterschied machen können.
In der Telefonseelsorge rufen oft Menschen an, die sich überfordert und gestresst fühlen, weil sie sich sehr viel um Familie oder Freund:innen kümmern. Das auf sich selbst Achten kommt dabei häufig zu kurz. Eine Anruferin meinte einmal auf die Frage, ob sie sich Zeit für sich nehme: „Dafür habe ich keine Zeit."
Viele vergessen jedoch, dass schon 15 Minuten Me-Time (= Zeit für sich) am Tag einen großen Unterschied machen können. Es kann helfen, dafür feste Zeiten einzuplanen, zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen oder abends vor dem Schlafengehen. So kann man Momente für sich selbst schaffen, die guttun.
Wie bereits erwähnt, bedeutet Selbstfürsorge für jede/n etwas anderes. Es ist wichtig, für sich herauszufinden, was Freude bereitet und Energie gibt. Man kann sich auf unterschiedlichen Ebenen um sich selber kümmern: emotional, geistig, körperlich und spirituell.
Um sich selbst auf emotionaler Ebene Gutes zu tun, ist es entscheidend, sich mit Menschen zu umgeben, die unterstützen, zuhören, mitfühlen. Soziale Kontakte sollten im Idealfall Energie spenden und nicht rauben. Gespräche und Treffen mit Freund:innen oder Familienmitgliedern sowie Zeit, die man mit (Haus-)Tieren verbringt, können eine wohltuende Wirkung haben. Zudem ist es wichtig, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie zu akzeptieren und sich nicht dafür zu verurteilen. Ein niederländisches Forschungsteam (Gračanin et al., 2015) hat herausgefunden, dass Weinen eine reinigende Wirkung hat und die psychische Erholung unterstützt.
Für die spirituelle Selbstfürsorge praktizieren manche Menschen Meditation oder Gebet, gehen in die Natur, während andere es bevorzugen, mit einer Tasse Tee auf der Couch zu sitzen und ein wenig Tagebuch zu schreiben.
Wenn du gerne Neues lernst und dich herausfordern möchtest, könntest du ein Buch zu einem interessanten Thema kaufen, eine Dokumentation ansehen oder dich für einen Sprachkurs anmelden; all dies zählt zur geistigen Selbstfürsorge. Dazu gehört auch, regelmäßig Pausen einzulegen, um einfach mal herunterzukommen.
Für die körperliche Selbstfürsorge spielt Bewegung eine zentrale Rolle. Viele Menschen genießen es, eine Runde im Wald zu joggen, Yoga zu praktizieren oder regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Diese Aktivitäten tragen nicht nur zur physischen Gesundheit bei, sondern fördern auch das allgemeine Wohlbefinden.
Es gibt also unzählige Möglichkeiten, gut für sich selbst zu sorgen!
Falls du aber gerade keine Idee hast, wie du deine Energie heute aufladen kannst, hier ein paar Anregungen:
- Mach einen kurzen Spaziergang und setze dich auf eine Bank, um deine Umgebung wahrzunehmen
- Höre dein Lieblingslied oder deinen Lieblingspodcast
- Gönn dir deine Lieblingssüßigkeit oder deinen Lieblingssnack
- Schreib fünf Minuten lang deine Gefühle und Gedanken auf
- “Digital Detox”: Lege eine Handypause ein und genieße die Ruhe
- Wende dich an uns – per Telefon (142), Chat oder E-Mail (www.onlineberatung-telefonseelsorge.at) – wir sind für dich da!
Literatur
Gračanin, A., Vingerhoets, A. J. J. M., Kardum, I., Zupčić, M., Šantek, M., & Šimić, M.
(2015). Why crying does and sometimes does not seem to alleviate mood: a quasi-experimental study. Motivation and Emotion, 39(6), 953–960. https://doi.org/10.1007/s11031-015-9507-9