
Weltsuizidpräventionstag 2025
Pubertät und junges Erwachsenenalter sind herausfordernde Entwicklungsphasen. Vieles verändert sich, vieles ist im Umbruch – körperlich, kognitiv, sozial und psychisch. Jugendliche müssen mit diesen persönlichen Veränderungen und den eigenen inneren Unsicherheiten umgehen lernen. Es gilt, zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen: in Bezug auf Ausbildung, Beruf, persönliche Beziehungen oder Wohnort. In einer Welt voller Möglichkeiten, mit ständig präsenten Vergleichsobjekten in den digitalen Welten und boomenden Selbstoptimierungstendenzen kann es jedoch schwierig sein, den eigenen Weg zu finden. Der Druck, in dieser Welt zu bestehen oder aber das Beste aus sich machen zu müssen, kann überwältigend sein. Die Folge: Selbstzweifel, Stress und Angst
Hinzu kommen reale Zukunftsängste, die Jugendliche heute stark beschäftigen. Sorgen um Kriege und Klimawandel sind keine abstrakten Themen mehr, sondern konkrete Bedrohungen. Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 und Psychotherapeutin, schildert, welche Auswirkungen diese Situation auf junge Menschen hat: „Die enorme Dichte an Krisen und das erdrückende Gefühl, dass keinerlei Beruhigung in Sicht ist, haben Spuren hinterlassen: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene leiden unter Ängsten und anderen seelischen Belastungen. Viele Studien belegen, dass sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen in Österreich, aber auch international verschlechtert hat.“
Zuhören, verstehen, mit aushalten
Junge Menschen wissen oft nicht, an wen sie sich mit ihren Sorgen und Nöten wenden können – Eltern und Freund:innen wollen sie damit häufig nicht belasten. Eher ziehen sie sich zurück, fühlen sich einsam und unverstanden. Dabei wäre ein erster hilfreicher Schritt, ins Gespräch zu kommen – besonders in Krisensituationen, die zu Suizidgedanken führen. Das weiß auch Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 und Psychotherapeutin „Menschen in Krisen brauchen eine Gelegenheit, um sich auszusprechen. Eine Kontaktaufnahme steht nämlich meist ein Stück im Widerspruch zur Selbsttötungsabsicht. Ein Mensch in einer suizidalen Krise sucht ein Gegenüber, das ihn versteht, seine Verzweiflung akzeptiert und erträgt.“ Das Bedürfnis ist groß, über die bedrückenden, destruktiven Gefühle und die als ausweglos empfundene Situation zu sprechen. „In dieser Situation gehört und verstanden zu werden, stellt eine immens wichtige Beziehungserfahrung dar“, betont die Expertin.
TelefonSeelsorge: Erstanlaufstelle per Telefon, Chat und WhatsApp
Genau hier setzt die TelefonSeelsorge an: Sie bietet für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in einer Krise befinden, ein niederschwelliges psychosoziales Beratungsangebot. „Ob Schulstress, Ängste, Mobbing, Einsamkeit, Trauer oder andere seelische Belastungen – betroffene Jugendliche finden rasch Rat und Hilfe. Und zwar genau dort, wo sie sich befinden – im digitalen Raum“, erklärt Lanzerstorfer-Holzner. Denn die TelefonSeelsorge ist nicht nur telefonisch über die amtliche Notrufnummer 142 erreichbar, sondern auch über Chat und WhatsApp. Ohne Anmeldung kann mit professionell ausgebildeten Berater:innen kommuniziert werden, auch mithilfe von Sprachnachrichten. Eine spezielle Verschlüsselung gewährleistet Sicherheit und Datenschutz.
In einer Krisensituation braucht es passende, vertrauenswürdige Gesprächs-partner:innen, wie Lanzerstorfer-Holzner unterstreicht. „Wenn sich ein Mensch in der Krise aussprechen möchte, muss er die Sicherheit haben, akzeptiert und willkommen zu sein. Er muss einen Menschen als Gegenüber haben, der zuhört, ohne gleich von sich selbst zu reden. Einen Menschen, der nicht alles besser weiß, schnelle Lösungen zur Hand hat oder selbst krisenhaft wird, sondern einen, der Anteil nimmt, sich einfühlt, gegebenenfalls das Schweigen aushält – und das alles mit voller Aufmerksamkeit und beraterischer Professionalität.“ Über diese Kompetenzen verfügen die Berater:innen der TelefonSeelsorge. Sie stellen ausreichend Zeit zur Verfügung, hören zu, zeigen Verständnis für die schwierige Situation und vermitteln den Jugendlichen das Gefühl, mit den Problemen nicht allein zu sein. Ist so eine tragfähige Beziehung entstanden, kann über alle vorherrschenden Emotionen gesprochen werden, was zu Entlastung und Erleichterung führt. Ziel ist es, in eine hoch angespannte Situation etwas Abstand, Ruhe und Klarheit zu bringen.
Die Expertinnen ermutigen junge Menschen zur Kontaktaufnahme mit der TelefonSeelsorge: „Ängste, Sorgen, Trauer, Wut, Scham – all das gehört zum Leben. Niemand muss damit allein klarkommen. Die Berater:innen der TelefonSeelsorge haben ein offenes Ohr für die Nöte und Anliegen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.“
Wie funktioniert die Beratung bei der Telefonseelsorge konkret?
Der amtliche, psychosoziale Notruf ist rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar. Wer lieber schreibt, kann täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr die kostenlose Chatberatung nutzen (https://onlineberatung-telefonseelsorge.at) oder rund um die Uhr eine Anfrage an die Messenger-Beratung (0660 / 142 0 142) senden.