„Marias Leben mit dem Tod“
Zeit ihres Lebens hat der Tod sie begleitet.
Als Kind musste sie schon früh lernen, ohne ihre Mutter zurechtzukommen und durfte dann auch noch ihre kleineren Geschwister unterstützen.
Sie hatte eine eigenwillige Beziehung zum Tod. Sie hat die Totenbildchen von vielen Menschen aufgehoben und immer wieder durchgesehen.
Sie äußerte bewundernde Worte über die Parte, das Grab und die Geschichten, die rückwirkend über eine Person erzählt wurden.
Sie hatte die Gabe, auch während einer traurigen Situation etwas Komisches zu sagen, ohne dass ihr jemand böse war.
Sie blieb auf der Hauptstraße stehen, um in aller Ruhe die Totenbilder verstorbener Personen, beim hiesigen Bestatter zu studieren.
Sie zeigte Respekt und Wertschätzung den Toten gegenüber, machte aber auch klar, dass dieser Weg für uns alle bestimmt ist.
Sie hat in allen besuchten Kirchen eine kleine Kerze für die Verstorbenen angezündet.
Sie lehrte uns das Beten am Grab
Sie war vorbereitet, hat sich ihre Gästeliste zu ihrer Abschiedsfeier selbst geschrieben. Sie hat auch veranlasst, dass es eine Kleinigkeit zu essen geben müsste – das traditionelle Rindfleisch war dabei nicht wichtig.
Sie wollte gut aussehen, wenn sie sich auf den letzten Weg macht und sie wollte eine schöne Parte, mit einem Bild, auf dem sie sich gefällt.
Sie ist an ihrem Geburtstag gestorben. Sie hätte respektvoll genickt, wenn das jemand anderem passiert wäre
Sie konnte Frieden schließen mit sich selbst und der Welt. Wir haben um sie geweint und sie ist in unserer Erinnerung, in unseren Erzählungen mitten unter uns.
Jedes Jahr, das Datum können wir uns ja leicht merken, ehre ich sie mit einer Kerze, mit einem Glas Prosecco, ihren Lieblingsgerichten oder einer Anekdote – sie bleibt unvergessen.