Freitag 19. September 2025

2024 Bitttage und Wettersegen

Sozialpredigt zum Thema Bitttage und Wettersegen
Autorin:  Dorothea Schwarzbauer Haupt

Als Schriftstellen eignen sich der Schöpfungspsalm 148, 
GL 79/2 und das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat Markus 4, 26 – 29

Liebe Mitchristen, liebe Mitchristinnen!

 

In vielen Pfarrgemeinden ist es noch Tradition rund um Christi Himmelfahrt die Bitttage zu feiern. Dabei geht man in die Natur hinaus und zieht betend durch die Felder. Abgeschlossen wird die Prozession mit einem Wettersegen.

Das hat einen guten Grund. Im Mai ist der Frühling mit seinen Blüten vorbei und es beginnt das Wachstum und die Reife von Getreide, Gemüse und Obst. Ob es eine gute Ernte geben wird, hängt wesentlich vom Wetter ab. Die Menschen fühlten sich ohnmächtig gegenüber Dürre, Unwetter, Hagelschlag oder Schädlingsfraß und hatten große Angst davor. Naheliegend sich an Gott zu wenden und um Hilfe und Schutz, beziehungsweise Verschonung zu bitten. Manchmal wurde auch magisch etwas nachgeholfen durch das Aufbewahren gesegneter Gegenstände an bestimmten Stellen oder das Anzünden einer Kerze, wenn schwarze Wolken aufzogen.

 

Das alles funktioniert heute nicht mehr. Wie das Wetter wird, ist bei Meteorologen und Klimaforscherinnen in guten Händen. Auch Unwetterwarnungen gibt es bereits. Was gleichgeblieben ist, ist dass die Naturgewalten immer noch stärker sind, als wir das in unserem menschlichen Hochmut und unserer Überheblichkeit wahrhaben wollen. Wir müssen nicht die Erde retten, sie ist stärker als wir, aber wenn wir sie nicht schützen und erhalten, wird die Menschheit untergehen.

 

Im Gegensatz zu früher wissen wir, dass Gott keine Naturgesetze zu Gunsten von bestimmten Menschen oder Situationen ändert. Eine Bitte um Verschonung oder Bewahrung zerstreut keine Wolken und wendet keinen Hagel ab.


So scheint sich das Blatt heute gewendet zu haben. Gott ist heutzutage ohnmächtig und muss hilflos zusehen, was die Menschen in ihrer Gier der Natur und Schöpfung antun.

 

An diesem Punkt könnten Flurprozessionen und Wettersegen einen neuen Sinn bekommen.

 

Wenn wir in die Natur hinaus gehen und durch die Felder ziehen, können wir neu und vielleicht verstärkt die Fülle und Schönheit der Natur wahrnehmen. Wir können Staunen über die Vielfalt der Pflanzen – in einer Wiese gibt es 400 Schattierungen Grün – und der Tierwelt. Wir können staunen über die Kreisläufe, die alles in Balance halten und Wachstum und Fruchtbarkeit befördern. Dann kann Dankbarkeit in uns aufsteigen. Dankbarkeit, dass der Boden fruchtbar ist, dass die Witterung Wachstum und Reifung ermöglicht, dass es die Natur in so vielen Formen und Farben gibt. Diese Dankbarkeit kann uns wieder zu unserer richtigen Größe auf der Erde zurückbringen. Sie kann uns bewusst machen, dass wir ein Teil der Natur sind und uns einfügen und unterordnen müssen. Schon auf den ersten Seiten der Bibel steht, dass wir Menschen die Aufgabe haben, die Erde zu bearbeiten und zu hüten.

Der Eindruck, den das Wahrnehmen der Schönheit und Fruchtbarkeit der Natur hinterlässt, kann uns befreien von Gier und dem Bedürfnis die Schöpfung auszubeuten und so viel wie möglich aus ihr herauszupressen. Wir wissen inzwischen, dass das die Ursachen für den menschengemachten Klimawandel sind.

 

Dann können wir uns an Gott wenden und uns dankbar für seine liebevolle Gegenwart öffnen. Wir können ihn bitten uns Mut und Kraft zu geben, den Versuchungen die Natur auszubeuten zu widerstehen. Wir können ihn bitten um Kreativität und Erfindergeist um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern. Wir können demütig und staunend seine Güte preisen, die sich zeigt in all der Pracht, die uns umgibt.

 

Trotz Warnungen und Vorsorge werden wir Naturkatastrophen nicht verhindern können. Aber wir können verhindern, dass die Umwelt zerstört und die Erde ausgebeutet wird. Nicht Gott ist es der handelt, um uns zu verschonen – dann müsste er die Naturgesetze ändern. Wir haben es in der Hand selbstgemachte Katastrophen zu verhindern oder in ihren Folgen abzumildern. Gott ist es, der uns die Motivation gibt gut und fürsorglich mit der Natur umzugehen.

 

So können Flurprozession und Wettersegen zur Erfahrung werden, dass Gottes Zuwendung und Schutz uns umgeben und wir geborgen sind in seiner Güte und seinem Segen.

 

Fürbitten:

Gott, du Quelle allen Lebens in der Hoffnung auf eine gute Ernte bitten wir dich:

+  für die Landwirte und Landwirtinnen, die sich um unser tägliches Brot mühen.

 

+  für alle, die von Naturkatastrophen betroffen sind, hier bei uns und auf der ganzen Welt.

 

+  für jene Menschen, die weit weg von uns jene Lebensmittel produzieren, die bei uns nicht gedeihen.

 

+  für alle die glauben,  die Kräfte der Natur bis zur Erschöpfung ausbeuten zu können.

 

+  für die jungen Menschen, die wegen des Klimawandels Angst um ihre Zukunft haben.

 

+  für alle, die den Respekt vor dem Leben verloren haben, sich nicht über die Schönheit der Natur freuen können und undankbar sind.

 

Gütiger Gott du bist mit deiner Güte und deinem Segen bei uns. Dafür danken wir dir. Amen

 

Wettersegen:

Der lebenspendende Gott
segne euch und schenke euch
gedeihliches Wetter.
Wenn Blitz und Hagel Unwetter, Feuer und Dürre uns heimsuchen, stehe er euch bei.

Er begleite euch in eurem Leben,
in der Arbeit, zu Hause und auf Reisen 
und ermutige euch 
zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Erde
zum Wohl aller Menschen,
aller Lebewesen und aller Ökosysteme.

Gott gebe euch Entschiedenheit und Mut,
damit ihr aufsteht gegen die Klimakrise
und einsteht für einen ökosozialen Wandel
zur Bewahrung der Schöpfung.

Das gewähre euch der gütige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

 

Zusätzlicher Text und Gebet auf Anfrage.

 

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