Die TelefonSeelsorge wurde vor 40 Jahren gegründet

Dr.in Wilma Immler und Dr. Walter Suk waren in Linz die Gründer der TelefonSeelsorge in Österreich. Vor 40 Jahren wurde in der Linzer Dametzstraße aufgrund der städtepastoralen Erfordernisse die ökumenische Einrichtung mit Hilfe von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen gestartet.
Heute ist die TelefonSeelsorge in Linz mit 50.000 Anrufen pro Jahr und fünf Hauptamtlichen sowie 75 Ehrenamtlichen ein Seismograph für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen.
Dr.in Wilma Immler gründete gemeinsam mit Dr. Walter Suk am 1. Oktober 1966 die TelefonSeelsorge in Linz. Die gesellschaftlichen Veränderungen ergaben damals neue Wege der Städtepastoral. Viele Voest-Pendler zogen mit ihren Familien nach Linz, viel änderte sich in deren Lebensalltag. Daraus ergaben sich viele Probleme. Die TelefonSeelsorge war eine erste Anlaufstelle für Hilfesuchende, denn erst nach und nach wurden Hilfseinrichtungen für Suchtkranke, Schuldnerberatung, Ehe- und Familienberatung eingerichtet. Die TelefonSeelsorge war eines der ersten ökumenischen Angebote der Kirchen in Österreich. Von Linz aus wurden dann in allen Bundesländern Telefonseelsorgestellen eingerichtet.
Wie die TelefonSeelsorge entstanden ist
"Bevor Sie sich umbringen, rufen Sie mich an! Mansion House 9000!"
Mit dieser Anzeige am 2. November 1953 in der "Times" setzte ein anglikanischer Pfarrer in London den Grundstein für die TelefonSeelsorge in Europa. Ihren Ursprung hat diese Idee in den Vereinigten Staaten. Heute gibt es in allen Erdteilen Institutionen dieser Art.
In Deutschland wurde die erste TelefonSeelsorge-Stelle vor genau 50 Jahren in Berlin gegründet.
Am 1. Oktober 1966 wurde die erste TS-Stelle Österreichs in Linz eröffnet. Die Initiative ging von Frau Dr. Wilma Immler aus, die mit einer kleinen Mitarbeiter*innengruppe gleich mit einem Telefondienst rund um die Uhr begann. Von Beginn an war die TelefonSeelsorge am Puls der Zeit, konnte gesellschaftliche Entwicklungen aufspüren und in Zusammenarbeit mit Fachleuten (Psycholog*innen, Jurist*innen, Sozialarbeiter*innen) am Aufbau von entsprechend neuen und notwendigen sozialen Einrichtungen mitwirken. Frau Dr. Immler leistete hier sicherlich großartige Pionierarbeit.
Die TelefonSeelsorge OÖ ist eine ökumenische Einrichtung der Katholischen und der Evangelischen Kirche. Sie wird auch vom Land OÖ und von der Stadt Linz subventioniert.
Fünf hauptamtliche und 75 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen leisten derzeit die Arbeit am Telefon. Die Ehrenamtlichen sind zwischen 28 und 70 Jahre alt und kommen aus den unterschiedlichsten Berufen.
Ehrenamtliches Engagement im Dienst der Gesellschaft
Unsere 75 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die alle speziell für die Beratungstätigkeit am Telefon geschult sind, leisten jährlich ca. 7500 Stunden Dienst. Nicht wenige von ihnen üben dieses Ehrenamt schon mehr als 10 Jahre, einige schon mehr als 20 Jahre aus.
Die reine Gesprächszeit am Telefon beträgt täglich durchschnittlich 10 Stunden. Dabei treffen unsere Mitarbeiter*innen auf unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichsten Themen, Fragen, Problemen oder Notlagen.
Seit 45 Jahren versteht die TelefonSeelsorge ihren Grundauftrag darin, Menschen in Krisen beizustehen, Tag und Nacht, an allen Tagen des Jahres. Die Mitarbeiter*innen der Telefon-Seelsorge leisten damit einen wohl unbestreitbar wertvollen Dienst für die Gesellschaft.
Menschen am Rande
Vielleicht erstaunt Sie das zu hören, doch es gibt Menschen, die rufen seit Jahren bei uns an. Sie überleben auf dem "Abstellgleis" unserer Gesellschaft und fühlen sich häufig wertlos, weil niemand etwas mit ihnen zu tun haben möchte. Oft ist für sie der Notruf 142 der einzige Draht zu anderen Menschen.
Vielleicht ist die TelefonSeelsorge in dieser Hinsicht so etwas wie ein Seismograph der Gesellschaft, weil von uns am Telefon im Hören von Lebensgeschichten und im Erfahren von konkreten Lebenssituationen so manches an Tendenzen und Entwicklungen in unserer Gesellschaft wahrgenommen werden kann, was sonst meist nur im Verborgenen bleibt.
Wir sehen es auch als unseren besonderen Auftrag, für diese "Menschen am Rande" da zu sein.
TelefonSeelsorge als Seismograph
Die leichte Erreichbarkeit der TelefonSeelsorge und ihr anonymer Charakter ermöglichen, dass Menschen über Nöte reden, die aus Scham, Schuldgefühlen, Mutlosigkeit oder Angst vor Unverständnis in der Öffentlichkeit nicht angesprochen werden, obwohl sie den Betroffenen große Probleme bereiten. Die TelefonSeelsorge ist hier in der Funktion eines "Seismographen", der Probleme und Nöte wahrnimmt, die im allgemeinen Bewusstsein der Bevölkerung und der Medien wenig bekannt sind oder nur als vermeintliches Randproblem erörtert werden, wie etwa:
- Die seelische Belastung pflegender Angehöriger
- Unsicherheit und Angst in der Arbeitswelt
- Die vergebliche Suche nach dem Beziehungsparadies
- Überforderung in kindlichen Lebenswelten